TAG ZWEI
Liftboys, Luder, Lagerfeuer –
so heiß wird nur im Harz geträumt
Zusammengekauert und viel zu früh erwache ich auf dem buntgemusterten Ecksofa unserer Residenz. Es ist sieben Uhr morgens. Ich versuche meine Kollegen mit meinem Kamerablitz zu wecken, vergebens.
Um 11:30 Uhr ist es soweit, die Altenauer Öffentlichkeit hat uns wieder! Vom Hunger getrieben steuern wir die Bäckerei Moock an. Für mich gibt es eine Bocki. Ich male ein abstraktes Gemälde à la Gerhard Richter auf mein mitgeliefertes Brötchen. Ketchup und Senf vermischen sich, und die Stimmung steigt. Vorbei am Fachgeschäft für Kristallgestein und der Kosmetikerin mit den scharfen Bildern in der Auslage, geht es in Richtung „Café Meier“. Dort habe ich gestern Abend meinen Pullover liegen lassen – bei der Gelegenheit wollen wir gleich die Wirte kennenlernen. Doch der Laden brummt, an ein Gespräch ist nicht zu denken, und so nehme ich nur meinen ordentlich gefalteten Pullover wieder an mich. Später, zum Bayern-Spiel um 15:30 Uhr, wollen wir zurückkehren.
Hoch über der Brauerei thronen majestätische Klippen. Nach einem beschwerlichen Aufstieg blicken wir hinunter auf Altenau. Dass wir unsere Reise im Januar angehen, ist kein Zufall: Altenau ist ein Wintersportort, jedes Jahr ziehen die umliegenden Skigebiete Tausende Ski- und Snowboardfahrer*innen an. Da schwebten uns bereits erhellende Gespräche mit den Liftboys und kleine Flirts mit den Skilehrerinnen vor; brisante Geschichten von knisternden Lagerfeuern und durchtanzten Après-Ski-Nächten…
Jetzt stehen wir mit Panoramablick auf der Klippe. Der Schlepplift ist außer Betrieb, und unter uns stapfen nur einige Gestalten durch den grauen Schneematsch.
Das Geschäft
des Schnitzers von Altenau
Unter der nass-tauenden Schneedecke verbergen sich die Gewürze ferner Länder. „Altenau, …da wo der Pfeffer wächst“ preist der Oberharz online seinen „weltweit größten Kräuterpark“ an. Doch leider bleibt das Gelände im Winter aus versicherungstechnischen Gründen geschlossen. Schade. Aber wir haben sowieso mehr Lust auf Kuchen als auf Kräuter und wollen in einem großen Café an der Hauptstraße einkehren. Leider hat auch dieses zur besten Kaffeezeit geschlossen.
Nächste Station: Holzschnitzerei „Wunder aus Holz“. Im Schaufenster des sehr gepflegten Holzhauses sind die verkäuflichen Holzschnitzereien ausgestellt – von Dackel über Hirsch und Tiger bis hin zur religiösen Figur. Und tatsächlich: Die Schnitzerei hat geöffnet! Wir betreten den Raum und werden von Herrn Meier begrüßt, einem knorrigen Mann mit grauer Mütze und grauer Jacke, die an den Schultern mit Sägemehl bedeckt ist. Er lässt uns wissen, dass die Ausstellung einen Euro pro Kopf kostet. Schilder weisen darauf hin, dass Fotografieren nicht gestattet ist. Wir zahlen den Euro, und der Strom wird angeschaltet. Herr Meier geleitet uns zum ersten Raum. Hier rumpelt ein beachtliches Stück Bergwerksgeschichte vor sich hin: ein Diorama eines Stollens, das Herr Meiers Großvater einst – als die Meiers noch im Erzgebirge lebten – mithilfe der ganzen Familie geschnitzt hat. Miniatur-Kumpel ziehen Eimer hoch, hämmern auf Steine, alles knattert, alles knarzt. Großvater Meier war Volkskünstler in der DDR und fuhr mit der ganzen Familie durch den Osten, um sein Bergwerksmodell auf Volksfesten zu präsentieren. Der Mini-Stollen arbeitet so laut, dass wir von Herrn Meiers Familiengeschichte darüber hinaus nur Fragmente mitbekommen. So viel: Seit über 200 Jahren sind die Meiers im Schnitzerei-Gewerbe tätig.
Die Ausstellungsräume sind eisig kalt, doch es warten noch zwei weitere liebevoll gearbeitete Kulissen auf uns. Herr Meier, ein Eigenbrötler im besten Sinne, ist uns sehr sympathisch, und trotz des unmissverständlichen Verbotsschilds, stellt er sich uns letztlich doch für ein Foto zur Verfügung. Ohne Mütze – dafür aber, auf unseren ausdrücklichen Wunsch, mit Jacke samt Sägemehl.
Windbeutel:
Kalorien-Chaos am Kreisverkehr
Was wäre ein Harzaufenthalt ohne einen Riesenwindbeutel? Zwar bin ich im Harz aufgewachsen, dieses Traditionsgebäck habe ich allerdings noch nie in professioneller Manier verspeist. Es wird also allerhöchste Eisenbahn. Das „Café Parkhaus“ liegt direkt am Kreisverkehr, dem Dreh- und Angelpunkt in Altenau. Zwischen Stick-Replikaten berühmter Malereien nehmen wir auf echten Neunzigerjahre-Polsterstühlen Platz. Wir bestellen zu dritt dieses Monster aus Brandteig, Kirschen, Vanille-Eis und Sahne. Ich bin kein bisschen satt, denn die beiden anderen schlingen so gierig, dass ich mit meiner äußerst bescheidenen Art fast leer ausgehe. Die paar Krümel, die ich ergattern konnte, haben aber auch nicht besonders gut geschmeckt. Das Original, wie ich als echter Harzer weiß, verköstigt man beim „Windbeutel-König“ direkt an der Okertalsperre. Doch der Weg ist uns heute zu weit, denn es ist bereits nach 15:30 Uhr und wir hoffen ja, den FC Bayern München Fanclub Altenau im legendären „Café Meier“ anzutreffen. Im Fernsehraum taucht die Glotze das Gesicht der Wirtsenkelin in neonblaues Licht. Es laufen Cartoons. Zu unserem persönlichen Leidwesen wird der Nachwuchs von der Gastwirtin und von Oma Marion des Fernsehraumes verwiesen. Jetzt müssen wir uns wohl oder übel Bayern gegen Stuttgart anschauen – langweiliger geht’s nicht, denn der langersehnte FCB Fanclub ist nicht erschienen. „Aber nicht einpennen!“, kumpelt uns die Kellnerin mit Blick auf Max an. Sie gesellt sich zu uns und gönnt sich ihre Feierabendzigarette; seit 15 Jahren lebt sie in Altenau. Zwar gehört sie nicht zur Familie, aber sie fühlt sich pudelwohl im Betrieb von Uwe. Uwe, der Chef vom „Café Meier“, ist nicht zu verwechseln mit dem Uwe aus der Nachtbar von nebenan, dafür aber meine Pissoir-Bekanntschaft von gestern Abend. Auch er schaut auf ein Zigarettchen vorbei und ärgert sich mal wieder. Diesmal über den FCB, so wie sich jeder halbwegs vernünftige Mensch über einen Sieg der Lederhosen ärgert. Er und seine Frau Marion führen den Betrieb seit vier Jahren, das „Café Meier“ existiert aber schon seit über 100 Jahren. Schnell freunden wir uns mit ihm an, es werden Hochglanzfotos geschossen und alle sind glücklich. Gleich beginnt das Abendgeschäft. Wir sollen die Speisekarte begutachten, unsere Expertise in Sachen Gestaltung ist gefragt. Ich vermute, er hätte uns auch gerne zum Abendessen dabehalten – die zweite Runde Bier geht aufs Haus. Da drohen uns Gewissensbisse wegen der gestern geprellten Zeche zu überkommen.
Die Lederhosen haben die Schwaben 4:1 abgezogen. Wir müssen los, der Tisch im „Klippen-Grill“ nebenan steht bereit.
„Klippenschlingen
mit Geröll“ – Harzer Delikatessen
Auf Uwes und Detlefs Empfehlung hin, dinieren wir im „Klippen-Grill“. Die Vorfreude ist riesig, schließlich war es gar nicht so einfach, einen der begehrten Tische in diesem Lokal zu ergattern. Das könnte daran liegen, dass der „Klippen-Grill“ das einzige Restaurant mit einer realistischen Anzahl an Tischen ist. Wo hier etwa 25 Gäste Platz finden, bekommt man in den anderen Altenauer Etablissements das Gefühl, jeden Augenblick könnte eine Busladung Holländer einfallen, um sämtliche Vorräte an Harzer Wildgulasch zu vernichten. Und Platz wäre selbst dann noch genug.
Ein selbstgebauter Leuchter aus leeren Kümmerlingflaschen taucht den Gastraum in warmes Licht. Max und Jakob insistieren seit dem Aufstehen, dass sie heute keinen Schluck Alkohol anrühren. Wir bestellen erstmal drei Bierchen und stoßen auf unsere erfolgreiche Reportage an. Das Paar am Nachbartisch empfiehlt uns das Drei-Gänge-Menü, den „Klippen-Tipp“: Kraftbrühe, Rinderbraten und Vanille-Creme für 13 Euro. Auch das „Klippenschlingen mit Geröll“ – „Portion Nudeln in Tomaten-Hackfleischsauce“ – lockt uns. Doch die Entscheidung fällt letztlich auf Wild-Burger, Wildschweinbraten und Putenschnitzel, denn wie uns Matthias, der beste Koch des Dorfes, gestern bereits verriet: „Am liebsten brat ich richtig große Fleischbrocken!“ Alles ist solide zubereitet und mit Pommes und Kroketten serviert. Von mir gibt’s 3,8 von 5 Sternen. Noch ein Schnäpschen zur Rechnung, und um kurz nach sieben verlassen wir den Laden, satt und bettfertig.
Doch: „Das ist hier kein Urlaub“, blökt Jakob. Und recht hat er.
Als wir eine öffentliche Toilette entdecken, wittert Jakob eine brandheiße Story. Tatsächlich: ein Kondom-Automat mit Mini-Vibrator und allem Pipapo.
Wir ziehen weiter, ziellos durch Altenau. Irgendwann stehen wir im stockdunklen Wald. Eine Eule versucht, uns vor dem Axtmörder zu warnen. Da hinterm Baum steht er, leckt noch einmal über seine blitzende Klinge, während ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Sowie wir umkehren, setzt heftiger Regen ein. Wir gönnen uns noch eine TAWA aus der Schachtel von gestern und ab geht’s auf die Couch. Füße hoch, Amerika. Zur Auswahl stehen „Das Dschungelcamp“, „Die PS-Profis“ oder nackte Haut auf MTV. Wir entscheiden uns für Dauer-Zapping, und die Augen fallen zu.
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TAG ZWEI
Liftboys, Luder, Lagerfeuer –
so heiß wird nur im Harz geträumt
Zusammengekauert und viel zu früh erwache ich auf dem buntgemusterten Ecksofa unserer Residenz. Es ist sieben Uhr morgens. Ich versuche meine Kollegen mit meinem Kamerablitz zu wecken, vergebens.
Um 11:30 Uhr ist es soweit, die Altenauer Öffentlichkeit hat uns wieder! Vom Hunger getrieben steuern wir die Bäckerei Moock an. Für mich gibt es eine Bocki. Ich male ein abstraktes Gemälde à la Gerhard Richter auf mein mitgeliefertes Brötchen. Ketchup und Senf vermischen sich, und die Stimmung steigt. Vorbei am Fachgeschäft für Kristallgestein und der Kosmetikerin mit den scharfen Bildern in der Auslage, geht es in Richtung „Café Meier“. Dort habe ich gestern Abend meinen Pullover liegen lassen – bei der Gelegenheit wollen wir gleich die Wirte kennenlernen. Doch der Laden brummt, an ein Gespräch ist nicht zu denken, und so nehme ich nur meinen ordentlich gefalteten Pullover wieder an mich. Später, zum Bayern-Spiel um 15:30 Uhr, wollen wir zurückkehren.
Hoch über der Brauerei thronen majestätische Klippen. Nach einem beschwerlichen Aufstieg blicken wir hinunter auf Altenau. Dass wir unsere Reise im Januar angehen, ist kein Zufall: Altenau ist ein Wintersportort, jedes Jahr ziehen die umliegenden Skigebiete Tausende Ski- und Snowboardfahrer*innen an. Da schwebten uns bereits erhellende Gespräche mit den Liftboys und kleine Flirts mit den Skilehrerinnen vor; brisante Geschichten von knisternden Lagerfeuern und durchtanzten Après-Ski-Nächten…
Jetzt stehen wir mit Panoramablick auf der Klippe. Der Schlepplift ist außer Betrieb, und unter uns stapfen nur einige Gestalten durch den grauen Schneematsch.
Das Geschäft
des Schnitzers von Altenau
Unter der nass-tauenden Schneedecke verbergen sich die Gewürze ferner Länder. „Altenau, …da wo der Pfeffer wächst“ preist der Oberharz online seinen „weltweit größten Kräuterpark“ an. Doch leider bleibt das Gelände im Winter aus versicherungstechnischen Gründen geschlossen. Schade. Aber wir haben sowieso mehr Lust auf Kuchen als auf Kräuter und wollen in einem großen Café an der Hauptstraße einkehren. Leider hat auch dieses zur besten Kaffeezeit geschlossen.
Nächste Station: Holzschnitzerei „Wunder aus Holz“. Im Schaufenster des sehr gepflegten Holzhauses sind die verkäuflichen Holzschnitzereien ausgestellt – von Dackel über Hirsch und Tiger bis hin zur religiösen Figur. Und tatsächlich: Die Schnitzerei hat geöffnet! Wir betreten den Raum und werden von Herrn Meier begrüßt, einem knorrigen Mann mit grauer Mütze und grauer Jacke, die an den Schultern mit Sägemehl bedeckt ist. Er lässt uns wissen, dass die Ausstellung einen Euro pro Kopf kostet. Schilder weisen darauf hin, dass Fotografieren nicht gestattet ist. Wir zahlen den Euro, und der Strom wird angeschaltet. Herr Meier geleitet uns zum ersten Raum. Hier rumpelt ein beachtliches Stück Bergwerksgeschichte vor sich hin: ein Diorama eines Stollens, das Herr Meiers Großvater einst – als die Meiers noch im Erzgebirge lebten – mithilfe der ganzen Familie geschnitzt hat. Miniatur-Kumpel ziehen Eimer hoch, hämmern auf Steine, alles knattert, alles knarzt. Großvater Meier war Volkskünstler in der DDR und fuhr mit der ganzen Familie durch den Osten, um sein Bergwerksmodell auf Volksfesten zu präsentieren. Der Mini-Stollen arbeitet so laut, dass wir von Herrn Meiers Familiengeschichte darüber hinaus nur Fragmente mitbekommen. So viel: Seit über 200 Jahren sind die Meiers im Schnitzerei-Gewerbe tätig.
Die Ausstellungsräume sind eisig kalt, doch es warten noch zwei weitere liebevoll gearbeitete Kulissen auf uns. Herr Meier, ein Eigenbrötler im besten Sinne, ist uns sehr sympathisch, und trotz des unmissverständlichen Verbotsschilds, stellt er sich uns letztlich doch für ein Foto zur Verfügung. Ohne Mütze – dafür aber, auf unseren ausdrücklichen Wunsch, mit Jacke samt Sägemehl.
Windbeutel:
Kalorien-Chaos am Kreisverkehr
Was wäre ein Harzaufenthalt ohne einen Riesenwindbeutel? Zwar bin ich im Harz aufgewachsen, dieses Traditionsgebäck habe ich allerdings noch nie in professioneller Manier verspeist. Es wird also allerhöchste Eisenbahn. Das „Café Parkhaus“ liegt direkt am Kreisverkehr, dem Dreh- und Angelpunkt in Altenau. Zwischen Stick-Replikaten berühmter Malereien nehmen wir auf echten Neunzigerjahre-Polsterstühlen Platz. Wir bestellen zu dritt dieses Monster aus Brandteig, Kirschen, Vanille-Eis und Sahne. Ich bin kein bisschen satt, denn die beiden anderen schlingen so gierig, dass ich mit meiner äußerst bescheidenen Art fast leer ausgehe. Die paar Krümel, die ich ergattern konnte, haben aber auch nicht besonders gut geschmeckt. Das Original, wie ich als echter Harzer weiß, verköstigt man beim „Windbeutel-König“ direkt an der Okertalsperre. Doch der Weg ist uns heute zu weit, denn es ist bereits nach 15:30 Uhr und wir hoffen ja, den FC Bayern München Fanclub Altenau im legendären „Café Meier“ anzutreffen. Im Fernsehraum taucht die Glotze das Gesicht der Wirtsenkelin in neonblaues Licht. Es laufen Cartoons. Zu unserem persönlichen Leidwesen wird der Nachwuchs von der Gastwirtin und von Oma Marion des Fernsehraumes verwiesen. Jetzt müssen wir uns wohl oder übel Bayern gegen Stuttgart anschauen – langweiliger geht’s nicht, denn der langersehnte FCB Fanclub ist nicht erschienen. „Aber nicht einpennen!“, kumpelt uns die Kellnerin mit Blick auf Max an. Sie gesellt sich zu uns und gönnt sich ihre Feierabendzigarette; seit 15 Jahren lebt sie in Altenau. Zwar gehört sie nicht zur Familie, aber sie fühlt sich pudelwohl im Betrieb von Uwe. Uwe, der Chef vom „Café Meier“, ist nicht zu verwechseln mit dem Uwe aus der Nachtbar von nebenan, dafür aber meine Pissoir-Bekanntschaft von gestern Abend. Auch er schaut auf ein Zigarettchen vorbei und ärgert sich mal wieder. Diesmal über den FCB, so wie sich jeder halbwegs vernünftige Mensch über einen Sieg der Lederhosen ärgert. Er und seine Frau Marion führen den Betrieb seit vier Jahren, das „Café Meier“ existiert aber schon seit über 100 Jahren. Schnell freunden wir uns mit ihm an, es werden Hochglanzfotos geschossen und alle sind glücklich. Gleich beginnt das Abendgeschäft. Wir sollen die Speisekarte begutachten, unsere Expertise in Sachen Gestaltung ist gefragt. Ich vermute, er hätte uns auch gerne zum Abendessen dabehalten – die zweite Runde Bier geht aufs Haus. Da drohen uns Gewissensbisse wegen der gestern geprellten Zeche zu überkommen.
Die Lederhosen haben die Schwaben 4:1 abgezogen. Wir müssen los, der Tisch im „Klippen-Grill“ nebenan steht bereit.
„Klippenschlingen
mit Geröll“ – Harzer Delikatessen
Auf Uwes und Detlefs Empfehlung hin, dinieren wir im „Klippen-Grill“. Die Vorfreude ist riesig, schließlich war es gar nicht so einfach, einen der begehrten Tische in diesem Lokal zu ergattern. Das könnte daran liegen, dass der „Klippen-Grill“ das einzige Restaurant mit einer realistischen Anzahl an Tischen ist. Wo hier etwa 25 Gäste Platz finden, bekommt man in den anderen Altenauer Etablissements das Gefühl, jeden Augenblick könnte eine Busladung Holländer einfallen, um sämtliche Vorräte an Harzer Wildgulasch zu vernichten. Und Platz wäre selbst dann noch genug.
Ein selbstgebauter Leuchter aus leeren Kümmerlingflaschen taucht den Gastraum in warmes Licht. Max und Jakob insistieren seit dem Aufstehen, dass sie heute keinen Schluck Alkohol anrühren. Wir bestellen erstmal drei Bierchen und stoßen auf unsere erfolgreiche Reportage an. Das Paar am Nachbartisch empfiehlt uns das Drei-Gänge-Menü, den „Klippen-Tipp“: Kraftbrühe, Rinderbraten und Vanille-Creme für 13 Euro. Auch das „Klippenschlingen mit Geröll“ – „Portion Nudeln in Tomaten-Hackfleischsauce“ – lockt uns. Doch die Entscheidung fällt letztlich auf Wild-Burger, Wildschweinbraten und Putenschnitzel, denn wie uns Matthias, der beste Koch des Dorfes, gestern bereits verriet: „Am liebsten brat ich richtig große Fleischbrocken!“ Alles ist solide zubereitet und mit Pommes und Kroketten serviert. Von mir gibt’s 3,8 von 5 Sternen. Noch ein Schnäpschen zur Rechnung, und um kurz nach sieben verlassen wir den Laden, satt und bettfertig.
Doch: „Das ist hier kein Urlaub“, blökt Jakob. Und recht hat er.
Als wir eine öffentliche Toilette entdecken, wittert Jakob eine brandheiße Story. Tatsächlich: ein Kondom-Automat mit Mini-Vibrator und allem Pipapo.
Wir ziehen weiter, ziellos durch Altenau. Irgendwann stehen wir im stockdunklen Wald. Eine Eule versucht, uns vor dem Axtmörder zu warnen. Da hinterm Baum steht er, leckt noch einmal über seine blitzende Klinge, während ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Sowie wir umkehren, setzt heftiger Regen ein. Wir gönnen uns noch eine TAWA aus der Schachtel von gestern und ab geht’s auf die Couch. Füße hoch, Amerika. Zur Auswahl stehen „Das Dschungelcamp“, „Die PS-Profis“ oder nackte Haut auf MTV. Wir entscheiden uns für Dauer-Zapping, und die Augen fallen zu.
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